Was ist Geoblocking und wie funktioniert es?

Bis Ende 2016 hat YouTube teilweise Videos gesperrt und Sie bekamen bestimmt auch das eine oder andere Mal den Hinweis: „Dieser Inhalt ist in Ihrem Land nicht verfügbar“. Diese recht unerfreuliche Information war auf urheberrechtliche Auseinandersetzungen zurückzuführen. Inzwischen ist dieser Rechtsstreit zwischen YouTube und der „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte“ (GEMA) beigelegt und wir können die Inhalte nahezu uneingeschränkt konsumieren. 

Aber es gibt viele andere Online-Portale und Streaming-Dienste (etwa Amazon oder Netflix), die ihre Angebote nur länderspezifisch bereitstellen. Dahinter steckt die als Geoblocking bezeichnete Technologie, mit deren Hilfe Webseitenbetreiber den Zugriff auf Online-Inhalte regional beschränken können. 

Erfahren Sie in diesem Blogbeitrag, wie Geoblocking funktioniert. 

Was ist Geoblocking und wofür wird es verwendet? 

Geoblocking ist eine Technik, die es ermöglicht, den Zugriff auf bestimmte Online-Inhalte oder Dienste basierend auf dem geografischen Standort des Benutzers zu beschränken.  

Dieses auf Tracking und Geolokalisierungstechnologien basierende Geoblocking wird häufig von Unternehmen verwendet, um den Zugriff auf ihre Inhalte auf bestimmte Länder oder Regionen zu beschränken.  

Geoblocking wird auch von Regierungen eingesetzt, um den Zugriff auf bestimmte Inhalte innerhalb ihres Staatsgebiets zu blockieren – so können etwa die Menschen Ländern mit restriktiven Regimen Facebook YouTube, Instagram, Twitter und andere Webseiten nicht nutzen. 

Beim Geoblocking werden IP-Adressen überprüft 

Geoblocking funktioniert mithilfe der Überprüfung von Internet-Protokoll- oder IP-Adressen, die quasi Ihre digitale Postadresse darstellen. 

Dazu müssen Sie wissen, dass jedes Ihrer ans Internet angeschlossenen Geräte eine eindeutige IP-Adresse besitzt, die es von anderen Geräten unterscheidet. Diese IP-Adresse enthält unter anderem Informationen über den geografischen Standort Ihres Gerätes.  

Sobald Sie mit Ihrem Tablet, PC, Mac oder Smartphone auf Online-Inhalte zugreifen, überprüft der bereitstellende Server die entsprechende IP-Adresse. Wenn dieser Server feststellt, dass Sie sich außerhalb der für diesen Inhalt zulässigen Region aufhalten, wird der Zugriff blockiert.  

Beispiele für Geoblocking 

Wir haben ja bereits erwähnt, dass Geoblocking bei Streaming-Anbietern und auch beim Online-Shopping zum Einsatz kommen kann. Aber auch bei der Übertragung von Sport-Events setzen die ausstrahlenden Sender mitunter Geoblocking ein. 

Streaming-Dienste setzen auf Geoblocking 

Insbesondere Streaming-Anbieter wie etwa Amazon Prime, Sky-Go, Netflix oder Spotify setzen Geoblocking ein, um sicherzustellen, dass die Urheberrechte nicht verletzt werden. Schließlich haben sie Lizenzen zur Bereitstellung der Inhalte von den Produktionsfirmen erworben, mit denen klar definiert wird, in welchen Regionen diese Inhalte verfügbar sein dürfen.  

Sie können sich bestimmt vorstellen, dass die Lizenzkosten sehr hoch ausfallen können, und je größer die Region und damit die Reichweite sein soll, desto teurer wird es. Darum nutzen Streaming-Anbieter unzählige Analyse-Tools um herauszufinden, ob ein Inhalt (etwa ein Film) in den jeweiligen Zielmärkten überhaupt erfolgversprechende Abrufzahlen und damit stabile Abonnenten-Zahlen generieren kann.  

Streaming in der Europäischen Union (EU) 

Mit der im Mai 2017 vom europäischen Parlament verabschiedeten, so genannten Portabilitätsverordnung wurde der Weg dahingehend freigemacht, dass Sie die Inhalte Ihrer Streaming-Dienste auch außerhalb Ihres Wohnortes beziehungsweise Landes nutzen können – allerdings nur mit einem bezahlten Abonnement. 

Nutzen Sie ein solches bezahltes Abonnement, müssen Sie dank dieser neuen Verordnung seit April 2018 bei „vorübergehenden Aufenthalten“ im EU-Ausland nicht mehr auf Ihre Serien, Musik oder auch Live-Übertragungen verzichten, denn die Datenübertragung gilt dann als Nutzung im Wohnsitzland.  

Möchten Sie die Inhalte Ihres bezahlten Abonnements außerhalb der EU nutzen, greift jedoch das Geoblocking und Sie schauen etwas flapsig ausgedrückt „in die Röhre“. 

Geoblocking bei Sport-Events  

Weil die TV-Sender oftmals nicht im Besitz internationaler Ausstrahlungsrechte für große Sport-Events wie die Formel 1 oder die Champions League sind, setzen sie Geoblocking ein. 

So sehen etwa Österreicher alle Formel-1-Rennen der Saison 2021 kostenlos auf ORF und Servus TV. Deutschen Nutzerinnen und Nutzern bleiben die Rennen im österreichischen Free TV dagegen verwehrt – es sei denn, sie verwenden einen VPN-Dienst, aber dazu kommen wir später noch.  

Werbefinanzierte Dienste und Mediatheken öffentlich-rechtlicher Sender 

Bei rein werbefinanzierten Diensten oder den Mediatheken öffentlich-rechtlicher Rundfunk- und TV-Anstalten ist die vom EU-Parlament beschlossene Portabilitätsverordnung nicht verbindlich vorgeschrieben.  

Diese Anbieter müssen ihr Angebot für deutsche Kunden also nicht zwingend in allen Mitgliedsländern der EU zur Verfügung stellen, können sich aber freiwillig dieser neuen Regelung anschließen. Sie sind dann dazu verpflichtet, ihre Inhalte im EU-Ausland nicht weiter zu geoblockieren. Allerdings setzt dies voraus, dass sie Ihren Wohnsitz überprüfen können, weshalb Sie sich also registrieren und beim Abrufen von Inhalten authentifizieren müssen.  

Datenschutz  

Dank Tracking (im Deutschen „Nachverfolgung“) können Streaming-Anbieter leicht feststellen, wo Sie sich beim Konsumieren der bereitgestellten Inhalte gerade aufhalten und wo Sie tatsächlich zu Hause sind. Um zu überprüfen, ob Sie sich bei der Nutzung der Inhalte tatsächlich in der Region der angegebenen Anschrift aufhalten, gleichen die Anbieter die aktuelle IP-Adresse Ihres genutzten Gerätes mit der angegebenen Anschrift ab.  

Bei Vertragsabschluss oder bei einer Vertragsverlängerung verlangen Streaming-Anbieter Informationen zur Authentifizierung und damit persönliche Daten wie etwa Ihre Anschrift, eine Kreditkartennummer oder andere Bezahlmöglichkeiten von Ihnen. Hierbei können Anbieter beispielsweise die Vorlage eines gültigen Ausweisdokumentes verlangen.  

Um Ihre Daten bestmöglich zu schützen, sollten Sie jedoch nicht mehr als nötig von sich preisgeben, also alle personenbezogenen Daten schwärzen, die nicht zu Prüfzwecken erforderlich sind. 

Mit Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) können Webseiten regional eingeschränkt oder geoblockiert werden: 

Halten Webseiten, etwa Online-Shops oder Streaming-Anbieter, die lokalen Datenschutzrechte nicht ein, können sie geoblockiert werden. Seit Inkrafttreten der DSGVO in der EU können zuvor in EU-Ländern zugängliche Webseiten darum regional eingeschränkt werden, wenn die Betreiber die Datenschutzbestimmungen nicht umgesetzt haben.  

Und das betrifft nicht nur kleine Webseiten, die vielleicht nicht die Ressourcen zur Einhaltung der DSGVO haben: Auch viele bekannte US-amerikanische Webseiten sind in den EU-Ländern gesperrt, weil sie nicht EU-datenschutzkonform sind. 

Online-Shops nutzen Geoblocking 

Es ist eine durchaus übliche Praxis, dass Online-Shops Geoblocking einsetzen, um ihre Produkte und Dienstleistungen beispielsweise zu regional unterschiedlichen Preisen oder nur in definierten Regionen anzubieten.  

Gemäß der neuen EU Regelungen sind Online-Händler jedoch dazu angehalten, ihre Produkte und Dienstleistungen EU-weit zu einheitlichen Konditionen anzubieten.  

Wenn Sie allerdings beispielsweise eine bestimmte Kaffeemaschine über einen Online-Shop mit Sitz in der Schweiz (nicht EU) in Deutschland erwerben möchten, kann das Geoblocking greifen und Sie werden möglicherweise auf die deutsche Version des Shops umgeleitet, in der diese Kaffeemaschine gar nicht oder zu anderen Preisen angeboten wird. 

Ist Geoblocking legal? 

Seit dem 3. Dezember 2018 ist das ungerechtfertigte Geoblocking mit dem Erlass der Geoblocking-Verordnung in der gesamten EU verboten. Es gibt darum in jedem EU-Land eine Durchsetzungsbehörde, die Verstöße gegen diese Verordnung ahndet. In Deutschland ist etwa ist die Bundesnetzagentur als Durchsetzungsbehörde zuständig. 

Aber es gibt tatsächlich einige Wirtschaftsbereiche, in denen Geoblocking innerhalb der EU weiterhin legal ist: 

Darf ich Geoblocking umgehen? 

Durch die Umgehung von Geoblocking verletzen Sie möglicherweise die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) einiger Dienstanbieter, denen Sie zugestimmt haben, um nur einige Beispiele zu nennen: 

– Netflix formuliert in seinen Nutzungsbedingungen, dass Sie die angebotenen Serien, Dokumentationen und Filme hauptsächlich in dem Land ansehen können, in dem Sie Ihr Konto erstellt haben – „und nur in geografischen Regionen, in denen wir unseren Dienst anbieten und die entsprechenden Inhalte lizenziert haben.“  

– Wenn Sie bei der Nutzung von Amazon Prime Technologien oder Techniken verwenden, um Ihren eigenen Standort zu verschleiern und so die geografische Standortverfolgung des Unternehmens zu umgehen, ist dies ein Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen des Amazon Prime-Dienstes und kann dazu führen, dass Sie für einen längeren Zeitraum oder sogar für immer gesperrt werden 

Geoblocking und virtuelle, private Netzwerke (VPN)  

Wir haben bereits erklärt, dass Sie alle Inhalte und Dienste in der EU – mit Ausnahmen – ohne geoblockingbedingte Einschränkungen nutzen können.  

Ein VPN, wie Avira Phantom VPN, kann jedoch Ihre IP-Adresse maskieren und Ihren Datenverkehr über die Internetverbindung verschlüsseln, damit Sie mehr Privatsphäre im Internet genießen können. Dies kann wichtig sein, wenn Sie zum Beispiel Ihre Streaming-Dienste in Ihrem Urlaubsland über öffentliche Wi-Fi-Netzwerke nutzen möchten.  

Wenn Sie ein VPN außerhalb der Adresse verwenden, die Sie einem Streaming-Anbieter zur Verfügung gestellt haben, können Sie außerdem manchmal eine schnellere Datenverbindung nutzen, so dass das Streaming Ihrer Filme und Serien etwas reibungsloser abläuft. 

Avira Phantom VPN kann Ihnen helfen, mehr Privatsphäre im Internet zu genießen, z. B. bei der vorübergehenden Nutzung von Streaming-Diensten auf Reisen.

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