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So unsicher sind Dating-Portale

Dating-Portale am Pranger: Das Sündenregister reicht von finanzieller Abzocke über im großen Stil eingesetzte Fake-Profile bis hin zu schlechtem Schutz höchst intimer Daten.

Kein Vorsatz ist so verlockend wie im neuen Jahr eine neue Liebe zu finden. Von diesem Wunsch profitieren auch die deutschen Dating-Portale. So steigen die Registrierungen zum Anfang des Jahres oft um bis zum Doppelten an.  Was Viele aber nicht wissen: Wer sich im Internet auf Partnersuche begibt, lässt schon weit vor dem ersten Date die Hosen herunter, die steigende Popularität von Dating-Angeboten bringt ernstzunehmende Sicherheits- und Datenschutzprobleme mit sich. Aktuelle Studien zeigen: Liebe macht auf der einen Seite schmachtende Singles unvorsichtig. Auf der anderen Seite machen die Portal-Betreiber ein schlechtes Bild: Sicherheitslücken, finanzielle Abzocke mit Fake-Profilen und mangelhafter Datenschutz sind offenbar an der Tagesordnung.

Problem 1: Massive Sicherheitslücken in APPs

Laut Sicherheitsexperten leben Online-Dater gleich aus zwei Gründen gefährlich. Und zwar vor allem die, die per Smartphone-App ihr Glück suchen. Bei einer Untersuchung von neun beliebten Dating-Apss kam heraus: Egal ob sexuelle Vorlieben, Nacktfotos oder schlicht Passwörter – vertrauliche Daten sind oft schlecht geschützt. Durch Sicherheits- und Datenschutz-Schwachstellen lassen sich häufig die hinter einem Konto stehenden, realen Person ermitteln. Darüber hinaus haben Hacker die Möglichkeit, Nutzer über die Dating-Apps zu lokalisieren und die verschlüsselte Kommunikation abzufangen. Gerade für Perverse sind solche Sicherheitslücken ein gefundenes Fressen: Sie haben die Möglichkeit die Profile von Frauen zu studieren und deren genauen Aufenthaltsort herauszufinden.

Problem 2: Liebessuchende zu unvorsichtig

Dazu gesellt sich das zweite Problem: Bei der Partnersuche gehen zu viele Nutzer zu sorglos mit ihren Daten um. Viele geben innerhalb von Stunden oder sogar Minuten persönliche Daten wie Adresse oder Telefonnummer an einen vermeintlich passenden Partner weiter. Bei einem „Match“ werden zudem flott private oder freizügige Fotos und sexuelle Vorlieben geteilt. Geraten derart sensible Daten in die Hände Cyberkrimineller, besteht beispielsweise die Gefahr einer Erpressung. Also: Im Flirtprofil nicht zu viele Daten hinterlegen, die auf die wahre Identität schließen lassen. Dazu gehören etwa Infos zu Arbeitsplatz, Ausbildung und genauem Wohnort.

Problem 3: Ausgeschnüffelte Nutzer

Wie vertrauenswürdig sind Partnervermittlungen? Die Datenschutzexperten von eBlocker untersuchten, mit welchen technischen Mitteln die Betreiber die Daten ihrer Kundschaft ausschnüffeln und so persönliche Sexprofile anfertigen. Dank Google- und Facebook-Trackern wissen sie dabei meist genau, mit wem sie es dabei zu tun haben – und können so bestehende Nutzerprofile um einige „interessante“ Details vervollständigen. Etwa sexuelle Vorlieben, bevorzugte Äußerlichkeiten oder geheime Fetische. Die Nutzerangaben beim Ausfüllen der persönlichen Angaben bei der Anmeldung sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Denn moderne Tracker können zum Beispiel nicht nur protokollieren, was Liebebedürftige in die Fragebögen eintippen – sondern selbst das, was sie anschließend wieder löschen. Unterm Strich verzichtete keine der zwölf geprüften Dating-Seiten auf den Einsatz von Datensammlern. eBlocker Geschäftsführer Christian Bennefeld erstaunt: „Gerade in einer so auf Diskretion und Vertrauen basierenden Branche hätte ich nicht gedacht, dass die Betreiber so lax mit der Privatsphäre ihrer Kunden umgehen“.

Problem 4: Fake-Profile

Sicherheitslücken? Ausgeschnüffelte Nutzer? Damit nicht genug. Die Verbraucherzentrale Bayern fand heraus: Zahlreiche Online-Dating-Portale werben zwar mit echten, privaten Kontakten – setzen aber auf Fake-Profile. Beim Flirten oder erotischen Chats antwortet statt eines Gleichgesinnten das Gegenüber oft also statt eines Gleichgesinnten nur ein bezahlter Mitarbeiter. Diese erstellen fiktive Nutzer und garnieren diese mit Fotos attraktiver Personen aus dem Internet– oft ohne Kenntnis der betroffenen Personen. Mithilfe der Fake-Profile versuchen die Mitarbeiter arglose Nutzer von einem kostenfreien auf ein kostenpflichtiges Portal zu locken oder zum Einsatz von Flirtpunkte oder Ähnlichem zu bewegen, die oft viel Geld kosten. „Ich habe in einzelnen Fällen Probleme vermutet, aber nicht diese flächendeckende Massivität“, so Susanne Baumer von der Verbraucherzentrale Bayern. „Chancen zum Kennenlernen eines potenziellen Partners gibt es bei Fake-Profilen nicht“. Doch wie können Nutzer erkennen, ob ein Portal falschspielt? Dazu ist ein genauer Blick in die AGB nötig.  Schlüsselworte wie „Profile“, „Animateure“, „Controller“, „CUser“, „Moderator“ oder „moderierter Dienst“ weisen auf den Betrug hin.