
unsere Häuser erobert haben. Die Liste dieser Geräte ist lang und umfasst unter anderem Thermostate, Türschlösser, Beleuchtung, Musikanlagen, Fitnessgeräte und Fernseher. Smarte Geräte sollen uns Komfort bieten und unseren Alltag erleichtern. Im Wesentlichen ermöglichen alle diese Geräte das Tracken von Einzelpersonen und den Fernzugriff (z. B. über das Smartphone). Und beide Funktionen lassen sich ohne Weiteres missbrauchen, um den Partner zu schikanieren oder psychische Gewalt auszuüben.
Der Unterschied zwischen Tracking und Überwachung ist eher unerheblich, Letzteres wird lediglich als eingreifender empfunden. Die Verwendung von smarten Geräten als Werkzeug für Schikane oder häusliche Gewalt mag zwar neu erscheinen, passt aber in das typische, uralte Muster einer missbräuchlichen Beziehung, in der Kontrolle das Hauptmotiv ist. „Bei häuslicher Gewalt geht es in erster Linie um Kontrolle. Natürlich denkt man hier sofort an physische Gewalt, aber auch psychische Gewalt spielt eine Rolle“, zitiert der Artikel Zach Perron, Polizeihauptmann in Palo Alto. Mithilfe von smarten Geräten kann der Netzwerkadministrator nicht nur die Aktivitäten im Haus verfolgen, sondern auch das häusliche Umfeld kontrollieren – beispielsweise die Temperatur verändern, andere zu unpassenden Zeitpunkten mit lauter Musik beschallen und sogar den Zahlencode für die Haustür ändern. Optimale Voraussetzungen für emotionale Gewalt, oder?
Es gibt zahlreiche Studien zur Geschlechterkluft, die zeigen, dass Männer einen besseren Zugang zum Internet haben als Frauen. Deutlich weniger Untersuchungen gibt es zur digitalen Geschlechterkluft im Smart Home, insbesondere im Hinblick auf die Anschaffung und Verwaltung von Geräten. Man geht davon aus, dass Männer beim Kauf und bei der Installation neuer Technologien wie smarten Geräten die treibende Kraft sind. So entsteht im Bezug darauf, welche Geräte sich im Haushalt befinden und wie man diese steuert, eine Wissenskluft zwischen den Geschlechtern.
Das ABA Journal hat einen Ausschnitt aus einem Artikel über rechtliche Fragen rund um smarte Geräte veröffentlicht. Demnach bemühen sich Anwälte darum, auch Schikane mittels smarter Technologien durch eine einstweilige Verfügung beziehungsweise ein Kontaktverbot verbieten lassen zu können. Zudem weist der Artikel darauf hin, dass der Missbrauch von Kameras, die zum heimlichen Filmen und Fotografieren eingesetzt werden, gegen das Gesetz gegen Rachepornos verstoßen könnte. Es wird also deutlich, dass es hier bereits Bestrebungen gibt, die Rechtslage an die neue Realität anzupassen.
Ein Großteil der im Artikel beschriebenen Fälle trug sich in der Schlussphase der jeweiligen Beziehung zu, nicht nach Ende der Beziehung. Ist die Beziehung noch nicht beendet, ist es für das Opfer schwerer, ein Gerät zu entfernen oder zurückzusetzen, erläutern die Experten. Mit dem Beziehungsende ist aber auch die Zeit der stillen Duldung vorbei. Der erste kleine, aber wichtige Schritt ist dann das Ändern des Passworts zum heimischen WLAN-Netzwerk.