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Lesen Apps heimlich Ihre Zwischenablage aus?

Mit dem Update auf iOS 14, aktuell nur als Beta-Version verfügbar, werden Smartphone-Nutzer künftig von ihrem iPhone benachrichtigt, wenn Apps auf ihre Zwischenablage zugreifen. Bisher geschah das unbemerkt. Leider ist das nciht nur bei Apple-Produkten der Fall. Auch Android-Apps lesen kopierte Inhalte in der Zwischenablage aus. Damit ist so gut wie jeder Smartphone-Nutzer betroffen. Insgesamt wurden 53 Apps gefunden, die ohne Wissen der Anwender deren Daten auslesen. Während viele davon das Problem mittlerweile behoben haben, dürfte die Dunkelziffer von nicht-identifizierten Anwendungen, die das ebenfalls tun, groß sein.

Nutzen Sie ab und zu die Kopieren- und Einfügen-Funktion auf Ihrem Smartphone? Dann wurden wahrscheinlich auch Sie schon einmal von einer Ihrer Apps ausspioniert. Lesen Sie weiter, wenn Sie wissen möchten, wie Sie das Sammeln von Informationen durch Apps verhindern können.

Wozu brauchen Apps überhaupt Zugriff auf Ihre Zwischenablage?

In bestimmten Fällen kann es tatsächlich nützlich sein, wenn Apps Ihre Zwischenablage auslesen können. Beispielsweise wenn Sie die Nummer zur Sendungsverfolgung für Ihre Bestellung aus einer E-Mail in die App des Zustelldienstes kopieren wollen. Einige Browser-Apps wie Google Chrome können kopierte URLs erkennen und fragen die Anwender, ob sie diese Seite besuchen möchten. In den meisten Fällen ist die Zwischenablage also zeitsparend und praktisch. Greifen Apps jedoch ohne Grund und ohne Ihr Wissen auf die Inhalte dort zu, ist das – milde ausgedrückt – beunruhigend.

Denn: Gerade wenn Sie gerne Passwörter oder andere sensible Daten wie Kreditkartennummern kopieren, um sie in Ihrem Browser oder einer App einzufügen geraten Sie ganz leicht ins Visier von Cyber-Kriminellen. Dazu müssen Sie nur eine App öffnen, die ohne Ihr Wissen die Zwischenablage mitliest.

Sind Sie durch Apps gefährdet, die die Zwischenablage auslesen? 

Eines ist klar: Es geht hier nicht nur um schlecht entwickelte oder fehlerhafte Apps, die Ihre Zwischenablage auslesen. Sogar einige der beliebtesten Apps bedienen sich ohne Ihre Zustimmung und Ihr Wissen an Ihren kopierten Inhalten. Auch die beliebte App TikTok stand unter anderem dafür in der Kritik: Laut den Betreibern der App ist eine Anti-Spam-Funktion der Grund dafür, dass TikTok regelmäßig auf die Zwischenablage der Anwender zugreift. Das Unternehmen hat zwar versprochen, die Anti-Spam-Funktion zu entfernen, die Beta-Version von iOS 14 schlägt aber nach wie vor Alarm.

Reddit liest laut der neuen iOS-Warnfunktion ebenfalls die Zwischenablage mit, zur allgemeinen Überraschung sogar bei jedem Tastenanschlag. Reddit versicherte daraufhin in einer öffentlichen Erklärung, dass Inhalte aus der Zwischenablage niemals gespeichert werden. Das Social-News-Unternehmen erkennt jedoch die Gefahren an und verspricht, die Funktion mit dem nächsten Update zu entfernen. Übrigens gehört LinkedIn, das beliebteste soziale Netzwerk für berufliche Kontakte, ebenfalls zu den Apps, die auf die Zwischenablage zugreifen. LinkedIn geht sogar einen Schritt weiter: Die App kopiert auch die Zwischenablage von anderen verbundenen Geräten. In diesem Fall kann die App Sie auch dann ausspionieren, wenn Sie aus Sicherheitsgründen nur am Laptop und nie am Smartphone sensible Daten kopieren.

Wie unsicher sind Apps mit Zugriff auf die Zwischenablage? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Tatsächlich ist die Gefahr von Person zu Person unterschiedlich hoch. Falls Sie private Informationen kopieren, die Sie im Normalfall geheim halten, sollten Sie sich definitiv um die Sicherheit Ihrer Daten sorgen. Solche privaten Daten sind unter anderem Passwort, Kreditkartennummer, Adressen, Bitcoin-Adressen, Nutzernamen, E-Mails oder SMS. Nachdem ans Licht gekommen war, dass Apps die Zwischenablage der Anwender kopieren, stritten die meisten Hersteller ab, diese Daten zu speichern. Solange aber nicht absolut ausgeschlossen werden kann, dass das doch passiert, liegt der Schutz Ihrer Daten (wie so oft) in Ihrer Hand.

So greifen keine Apps mehr auf Ihre Zwischenablage zu

Leider gibt es keine einheitliche Lösung, die alle Smartphone-Nutzer vor unerwünschten Zugriffen auf ihre Zwischenablage schützt. Wir haben die besten drei Tipps, die Sie übergreifend verwenden können, hier für Sie zusammengefasst:

Tipp 1: Verwenden Sie einen Passwort-Manager

Ein Passwort-Manager erstellt und speichert einzigartige Passwörter für Ihre Apps und Online-Konten. Dadurch müssen Sie Ihre Passwörter nicht mehr kopieren, um sie auf der Anmeldeseite einzufügen. Einige Passwort-Manager haben auch eine Funktion, mit der Ihre Zwischenablage nach einer bestimmten Zeit gelöscht wird. Wenn Sie dann nicht sofort eine neue App öffnen, sind Ihre kopierten Inhalte dann sicher.

Tipp 2: Verzichten Sie auf gewisse Apps

Gehört eine Ihrer Lieblings-Apps zu den Zwischenablage-Übeltätern? Dann hätten Sie zwei Möglichkeiten: Verwenden Sie diese App zunächst nicht mehr. Nutzen Sie sie erst wieder, wenn ein Update der App das Schnüffeln in der Zwischenablage abstellt. Möchten Sie die App aber trotzdem nutzen, verzichten Sie sicherheitshalber auf die Kopieren- und Einfügen-Funktion.

Tipp 3: Arbeiten Sie mit Köderdaten

Wenn es für Sie keine Option ist, auf Apps oder die Zwischenablage zu verzichten, gibt es noch diesen Tipp: Kopieren Sie nach der Nutzung der Kopieren- und Einfügen-Funktion Köderdaten in die Zwischenablage, um Ihre echten Daten zu ersetzen. Und das funktioniert so: Kopieren Sie zuerst Ihren Nutzernamen oder Ihr Passwort und fügen die Daten da ein, wo Sie sie brauchen. Bevor Sie jetzt eine andere App öffnen, kopieren Sie einen beliebigen Satz von einer Website in die Zwischenablage. Wenn dann eine App einen Blick in Ihre Zwischenablage wirft, wird sie keine sensiblen Informationen mehr finden.

Schützen Sie bei der Nutzung von Apps Ihre Privatsphäre

Im Moment ist noch nicht absehbar, welche konkreten Folgen sich für Sie ergeben, wenn Apps Ihre Zwischenablage auslesen. Im besten Fall haben diese Apps keine bösen Absichten, speichern keine Daten und gefährden Ihre Privatsphäre deshalb gar nicht. Im schlechtesten Fall öffnen Sie damit das Tor für Cyber-Kriminelle, die Ihre Finanzdaten oder Ihre Identität stehlen wollen.

Sicherheitsexperten hoffen darauf, dass Apps in Zukunft nur noch mit der Erlaubnis des Nutzers auf die Zwischenablage zugreifen dürfen. Bis das aber der Fall ist, sollten Sie unbedingt wissen, dass Ihre kopierten Daten von Dritten eingesehen werden könnten. Nutzen Sie für Ihre Handy-Apps daher möglichst keine Zwischenablage und bleiben Sie vorsichtig.

Dieser Artikel ist auch verfügbar in: Englisch

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