
BCBL (Basque Center on Cognition, Brain, and Language) haben in 2015 herausgefunden, dass das Gehirn bei 45 Probanden auf die gleichen Abkürzungen unterschiedlich reagiert hatte. Dabei wurden Abkürzungen wie „DVD“ oder auch „FBI“ verwendet. Die unterschiedlichen Reaktionen des Gehirns der Testpersonen ermöglichten es dem System, mit einer Trefferrate von 94% eine Zuordnung der Identität festzulegen. Dabei konzentrierte sich das Team um Armstrong auf den Teil des Gehirns, der sich mit der Erkennung und dem Lesen von Wörtern beschäftigt.
New Scientist, eine Plattform für neue Technologien, erklärt in ihrem Artikel, dass diese Ergebnisse eine mögliche Lösung für Sicherheitssysteme darstellen. Wenn Gehirnwellen die Identität einer Person feststellen können, wäre hier das ultimative Passwort gefunden. Aber: Obwohl eine Zuordnung von 94% erstmal gut klingen, ist das noch nicht sicher genug, um die Technologie zum Schutz eines Computers oder eines Raumes auch tatsächlich einsetzen zu können. Dennoch klang es nach einem vielversprechenden Anfang.
In 2016 folgte eine Studie von Sarah Laszlo von der Binghamton Universität, in der die Forscher sogar eine 100%ige Identifikation schafften. Dafür wurden die Gehirnwellen von 50 Personen gemessen, die eine Serie von 500 Bildern durchschauten. Darunter befanden sich Bilder, die ein Boot, das Wort „conundrum“ (Rätsel, Scherzfrage), ein Stück Pizza oder auch ein Bild von Anne Hathaway darstellten.
Es ist nicht das erste Mal, dass mit einzigartigen Gehirnwellen als potentielle Faktoren zur Authentifizierung einer Person experimentiert wird. New Scientist erklärt auch, dass dieser Typ der biometrischen Authentifizierung es erlauben würde, die Identität einer Person nicht nur bei der Passwortabfrage zu verwenden – sondern auch dauerhaft zu überwachen.
Obwohl die Technik vielversprechend aussieht, steckt sie doch noch in den Kinderschuhen. Der Brainprint wird sich, sobald er marktreif ist, sicherlich gegen herkömmliche Fingerabdruck- und Iris-Scan-Systeme durchsetzen – dieses Passwort kann ja schließlich nicht gestohlen werden, oder? Aktuell werden jedoch noch Elektroden oder ähnliche Gerätschaften benötigt, die die Gehirnwellen der Probanden messen. Grundsätzlich ändert die Technologie jedoch unsere Wahrnehmung und möglichen Verwendung der biometrischen Anwendungsgebiete. Wir dürfen hier in den kommenden Jahren noch die ein oder andere bahnbrechende Weiterentwicklung erwarten.